Aus:
Karlheinz Deschner, ‹Mit Gott und dem Führer› S. 33-34
Hier zitiert:
Der Einfluß des Vatikans auf A. Hitler und die NSDAP
«Nicht das Gros der Katholiken ging zuerst zu Hitler über, dann der Episkopat, dann die Kurie; sondern diese entschloß sich, das mit Mussolini geglückte Experiment mit Hitler zu wiederholen, die deutschen Bischöfe gehorchten, die Gläubigen mußten folgen. [Man bemerkt die umgekehrte Richtung: die von oben geleitete Befehlsmentalität des hierarchischen Herrschaftssystems]. ‹Pacelli schwebt ein autoritärer Staat und eine autoritäre, von der vatikanischen Bürokratie geleitete Kirche vor›, erklärte der hervorragend unterrichtete [vormalige] katholische Zentrumskanzler Brüning im Mai 1932. Papen aber, der, gibt selbst das katholische Lager zu, ‹zum kleinen Kreis der eingeweihten Spieler› gehörte, hob nicht nur das Verbot der SA und SS auf, sondern agierte [als Kanzler] auch unermüdlich für die Ernennung Hitlers zum Kanzler, ja, ist geradezu ‹auf die Führerdiktatur losgaloppiert.› Als erster Stellvertreter Hitlers war es dann ‹ein Kernstück seines Programms, die Regierungsarbeit auf christlicher Grundlage zu verankern.› [Wohlgemerkt: die Regierungsarbeit Hitlers und der NSDAP!]. In Ansprachen am 2. Und 9. November 1933 bekannte Papen, daß ich damals ‹bei der Übernahme der Kanzlerschaft dafür geworben habe der jungen kämpferischen Freiheitsbewegung den Weg zur Macht zu ebnen›, daß ‹die Vorsehung mich dazu bestimmt hatte, ein Wesentliches zur Geburt der nationalen Erhebung beizutragen›, ‹daß das wundervolle Aufbauwerk des Kanzlers [Hitler] und seiner großen Bewegung unter keinen Umständen gefährdet werden dürfte›, und ‹daß die Strukturelemente des Nationalsozialismus... der katholischen Lebensauffassung nicht wesensfremd› seien, ‹sondern sie entsprechen ihr in fast allen Beziehungen.›»
Wie recht v. Papen mit seiner Aussage hatte, zeigt sich aus der Rede Hitlers, die er vor ausgesuchten Parteijournalisten im Senatorensaal des neuen Braunen Hauses offenbarte:
Joachim C. Fest, ‹Hitler, eine Biografie›, S. 397
«..indem er mit schaffen Strichen ein Bild von der Hierarchie und Organisation der katholischen Kirche entwarf. Nach ihrem Vorbild, so hatte er versichert, müsse auch die Partei auf einem ‹breiten Sockel von im Volke stehenden... politischen Seelsorgern› ihre Führungspyramide errichten, die ‹über die Stockwerke der Kreisleiter und Gauleiter zur Senatorenschaft und schließlich zu ihrem Führer-Papst aufsteigen›. Er scheute, wie einer der Teilnehmer berichtet hat, den Vergleich zwischen Gauleitern und Bischöfen, zwischen zukünftigen Senatoren und Kardinälen nicht und übertrug unbedenklich die Begriffe Autorität, Gehorsam oder Glauben in verwirrenden Parallelen aus dem geistlichen in den weltlichen Bereich. Ohne jede Ironie beendete er seine Rede mit dem Bemerken, er wolle ‹dem heiligen Vater in Rom seinen Anspruch auf geistige oder heißt es geistliche Unfehlbarkeit nicht bestreiten. Davon verstehe ich nicht viel. Desto mehr aber glaube ich, von der Politik zu verstehen. Darum hoffe ich, daß der heilige Vater nunmehr auch meinen Anspruch nicht bestreitet. Und somit proklamiere ich jetzt für mich und meine Nachfolger in der Führung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei den Anspruch auf politische Unfehlbarkeit.»